Art des Protokolls: Exkursionsprotokoll
Datum: 07.03.2024
Beginn: 07:30 Uhr
Ende: 15:00 Uhr
Ort: KZ Gedenkstätte Neuengamme
Protokollantin: Tara Kröger
Teilnehmende: Geschichtskurs der Profile Q2d, Q2e; Frau Hesse; Frau Degener
Abwesende Personen: XXX
Thema: KZ Gedenkstätte Neuengramme
Kontextualisierung:
Das aktuelle Thema des Geschichtsunterrichts umfasst die Zeit des Nationalsozialismus. In diesem Kontext sind auch die Konzentrationslager zu betrachten. Da der Besuch eines KZ’s in der 9. Klasse aufgrund von Corona entfiel, sollte der Besuch eines Konzentrationslagers nun in der Q2 nachgeholt werden.
TOP 1: Anreise
Die Exkursion startet um 07:30 Uhr mit dem Treffen aller SuS auf dem Pausenhof vor dem Lehrkräftezimmer des Leibniz-Gymnasiums. Nach einer Feststellung der Anwesenheit werden die SuS des gesamten Q2-Jahrgangs sowie der 10. Klassen auf drei Reisebusse aufgeteilt und um 07:45 Uhr fahren die Busse ab. Um 09:00 Uhr kommen wir in Neuengamme an, wo wir zunächst eine halbe Stunde warten müssen und erste Eindrücke des Konzentrationslagers im Haus des Gedenkens sammeln.
TOP 2: Haus des Gedenkens
Um 09:32 Uhr beginnt die Führung, welche von Frau Degener geleitet wird, im Haus des Gedenkens. Nach einer Begrüßung und einer kurzen Vorstellung ihrerseits geht es auch schon mit einer Frage an die SuS los.
„Was ist euch beim Betrachten der Stoffbahnen aufgefallen?“ (Degener) Auf diese Frage gibt es verschiedene Antworten. Den SuS fällt auf, dass es zu unterschiedlichen Zeiten zwischen den Jahren 1940 und 1944 sehr stark schwankende Todeszahlen gab. Dies hat verschiedene Ursachen. Zunächst starben durch die harte Arbeit im Freien mehr Menschen im extremen Sommer und extremen Winter. Weiterführend gab es Massentötungen, wie z.B. die Euthanasie im Juni 1942, und insgesamt lässt sich feststellen, dass es mit voranschreitender Zeit immer mehr Todesfälle gab, da die Konzentrationslager voller wurden und sich die hygienischen Umstände verschlechterten.
Anschließend stehen die Herkunft und das Geschlecht der Häftlinge im Vordergrund, welches zunächst durch die Ideen der SuS erfragt wird. Bei der Erzählweise von Frau Degener wird schnell die Dramatik und Brutalität des NS-Regimes deutlich: „Kein KZ-Häftling sollte überleben.“, Degener. Sie berichtet den SuS weiterführend von regional ganz nahen Ereignissen, wie dem Versenken der Cap Arcona, welche mit etwa 7500 Häftlingen besetzt war, vom britischen Militär in der Lübecker Bucht. Auch macht Degener auf die Aktualität des Themas deutlich, indem sie berichtet, dass immer noch Verwandte zum Trauern nach Neuengamme kommen.
Nach diesem Einstieg betrachten die SuS ein Modell zum Aufbau des KZ’s, welches ehemals eine alte Ziegelei war. Hier konnte man die Größe des Konzentrationslagers mit seiner Struktur erst richtig wahrnehmen.
Aufgrund von Nachfragen der SuS wird berichtet, dass das umzäunte Konzentrationslager recht abgeschottet war. Es sollte jedoch nicht verheimlicht werden, da durch diesen offenen Umgang eine gewisse Abschreckung erfolgen sollte. Zudem war vielen Menschen ihr eigenes Leben wichtiger und sie wollten von all dem nichts wissen. Politischer Widerstand bedeutete eigene Gefahr und Vorurteile gegen verschiedene Gruppen gab es in der gesamten Gesellschaft genug.
TOP 3: Klinkerwerk
Nach dem Haus des Gedenkens geht es zum Klinkerwerk, welches eine große Bedeutung für das KZ hatte. Auf dem Weg kommen wir noch an Plakaten und einem Plattenhaus vorbei. Ersteres dient dem Gedenken und bei dem Plattenhaus wird nochmals deutlich, was das nebenstehende Klinkerwerk für eine Bedeutung hatte.
Von oben betrachtet, sieht das Klinkerwerk aus wie ein „E“. Hier wurde auf den Feldern Ton abgebaut und durch schwerste Arbeit in das Klinkerwerk geschaffen. Frau Degener weicht dabei von ihrer erzählerischen Perspektive auch in die emotionale Ebene ab und macht deutlich, dass die Anstrengung bei unlebenswürdigen Bedingungen extrem war und die Wachleute auch nicht vor Schlägen zurückwichen.
Dann betrachten wir das Gebäude auch noch von innen und können einen Eindruck von der Massenproduktion der Klinker bekommen, welche auch unter katastrophalen Arbeitsbedingungen erfolgte. Auf Nachfrage von Frau Degener arbeiteten die SuS einen kleinen Vorteil der Arbeit in dem Klinkerwerk im Gegensatz zur Arbeit in der Tongrube heraus. Dabei lässt sich festhalten, dass das Arbeiten drinnen deutlich attraktiver war, da die Menschen hier Wärme und ein Dach über dem Kopf hatten bzw. im Sommer vor der Sonne geschützt waren.
TOP 4: Stichkanal
Weiter geht unsere Führung zum Stichkanal, welcher dazu diente, die im Klinkerwerk produzierten Steine zu exportieren. Dieser Kanal ist eine Verbindung zur Elbe und wurde von Häftlingen erbaut, welche unter hoher Gewalt und mit nur sehr wenig Nahrung den Kanal erbauen mussten. Hier stellt Frau Degener den SuS die Biografie von Walerjan Wróbel vor, welcher stellvertretend für eine große Gruppe aus ostpreußischer Inhaftierter angesehen werden kann und nur ein Beispiel von vielen grausamen Geschichten in der Zeit des Nationalsozialismus ist.
TOP 5: Ehemaliges Häftlingsgebäude/Hauptausstellung
Als nächstes gehen wir über das weitläufige Gelände zur Hauptausstellung, in welcher die SuS sich ein visuelles Bild der Situation machen können. Frau Degener geht zunächst auf die Wohnsituation der Menschen ein und erklärt weiterführend die Folgen des Platzmangels, der Unhygiene und der Ausstattung. Dabei wird auch deutlich, dass nicht jeder Häftling gleich behandelt wurde und die ausgebildeten Menschen in der Waffenproduktion ein „besseres“ Leben führen durften als z.B. die Menschen in der Tongrube. Durch eine Nachfrage eines S erfahren wir, dass die Steine vor dem Haupthaus ein Symbol für die Baracken sind, in denen die Menschen damals leben mussten.
Anschließend konzentrieren wir uns auf das Thema der Häftlingsgruppen. Jeder musste eine Nummer auf seiner Kleidung stehen haben, welche alleine schon die Entmenschlichung aufzeigt. Weiterführend wurde der Anfangsbuchstabe des Herkunftslandes und ein farbiger Winkel abgedruckt. Auf Aufforderungen von Frau Degener beschäftigen sich die SuS damit, welche Menschen in welche Gruppen eingeteilt wurden. Es ist nun 11:20 Uhr und die SuS bekommen die Aufgabe, sich in 3er Gruppen zusammenzufinden und die Biografie eines Überlebenden des KZ‘s in Neuengamme bis um 12:15 Uhr durchzuarbeiten. Gleichzeitig findet eine Mittagspause statt.
TOP 6: Biografien, Waltherwerke
Nach der Mittagspause gehen wir vom Haupthaus weiter zu den Waltherwerken. Unser Guide berichtet uns, dass diese Werke für die Firma Walther gebaut worden waren, welche Waffen produzierte. Sie waren eine wichtige Stütze der deutschen Wirtschaft und mieteten für ihre Produktion Häftlinge. Die Firmen haben also Geld mit den Menschen verdient, die in den KZ's zwangsweise arbeiten mussten, sowohl mit dem Klinkerwerk als auch mit den Waltherwerken. Aufgrund einer Nachfrage berichtet Frau Degener, dass die Firmen heutzutage über ihre Vergangenheit schweigen.
In den Waltherwerken werden nun die ausgearbeiteten Biografien besprochen. Talha, Anton, Tara, Florian D., Katja, Florian K., Nicole und Joon stellen jeweils eine Geschichte vor. Hierbei fällt auf, wie vielfältig die Geschichten der einzelnen Personen waren. Am Ende können die SUS auch die Widersprüchlichkeit des Systems feststellen. Menschen waren erst Häftlinge und sollten dann für Deutschland kämpfen.
TOP 7: Gedenkplatte des Krematoriums
Weiter geht es zu einer Gedenkplatte, welche an das Krematorium erinnern soll, welches die SS aufgrund von steigenden Kosten für Beerdigungen durch zunehmende Tote erbaut hatte. Frau Degener berichtet, dass es keine Gräber gab und die Asche der Leichen entweder wahllos vergraben, als Dünger genutzt oder in die Tongruben gefüllt wurde.
Aufgrund einer Nachfrage eines S berichtet unser Guide, dass die Häftlinge, welche im Krematorium arbeiteten, regelmäßig ermordet wurden, um Zeugen zu vernichten, auch wenn dies nicht immer logisch erscheint, da eh jeder von den Gräueltaten der Nationalsozialisten wusste.
Ergänzend erzählt Frau Degener den SuS, was ein Appell ist und wie sehr die Menschen unter diesem täglichen Programm gelitten haben. Von der Gedenkplatte können die SuS aus der Ferne einen Wagon sehen, welcher aus den 1940er Jahren stammt und mit welchem womöglich Häftlinge transportiert wurden.
TOP 8: SS-Ausstellung (Täter-Ausstellung)
Die letzte Station unserer Führung ist die SS-Ausstellung. Es fällt auf, dass sich die SuS auf den Wegen zwischen den einzelnen Stationen über die Erlebnisse und Erkenntnisse austauschen und diskutieren. Angekommen in der SS-Ausstellung wird den SuS zunächst berichtet, dass es zur Zeit des Nationalsozialismus für die SS-Soldaten einen großen Handlungsspielraum gab. Es wurde niemand gezwungen, den Häftlingen etwas anzutun, doch es gab eine Belohnung bei Folter oder Schüssen. Zudem wird in Erfahrung gebracht, dass vielen SS-Leuten nichts passiert ist und sie nach dem Krieg noch viele Karrieren absolviert haben.
Nun haben die SuS selber 10 Minuten Zeit, sich die Ausstellung genauer anzugucken. Um 13:30 Uhr wird das „Projekt Plus“ beendet und der Kurs geht zurück zum Haus des Gedenkens, um abschließend dem anderen Geschichtskurs über dieses zu berichten.
TOP 9: Rückfahrt
Um 13:50 Uhr steigen alle SuS wieder in die Reisebusse ein und es geht zurück zum Leibniz-Gymnasium. Um 15:00 Uhr wird die Exkursion durch Frau Hesse beendet.
Tara Kröger (Q2d)