Darstellendes Spiel
"(...) der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt." Friedrich Schiller
… Willkommen auf der Seite der Fachschaft Darstellendes Spiel am Leibniz-Gymnasium Bad Schwartau!
Was ist „Darstellendes Spiel“?
Neben den traditionellen Fächern Kunst und Musik wird am Leibniz-Gymnasium seit 2008 das dem ästhetischen Bereich zugeordnete Fach „Darstellendes Spiel“ unterrichtet.
Das Theaterspiel gehört schon seit Jahrhunderten zu unserem kulturellen Leben. Die Theatererfahrung ist eine besondere Art des Erlebens, die eine andere Wirklichkeit schafft. Diese künstlerische Sicht auf die Welt zeichnet sich u.a. durch Kommunikation, Körperlichkeit, Rhythmus und Bildhaftigkeit aus. Theater ist außerdem immer eine Gruppenleistung. Dabei entsteht im Unterricht selten ein Theaterstück im konventionellen Sinne; vielmehr erhält der Spieler/ die Spielerin ein breites Angebot, sich in verschiedenen Spielsituationen einzubringen; z.B. bei der Koordination des Gruppenprozesses, als Regieführender, als Organisator einer kleinen öffentlichen Präsentation oder als Techniker oder Kostümbeschaffer.
Welchen Bildungsbeitrag leistet das Fach?
Es geht darum, die allgemeinbildenden und für die Persönlichkeitsentwicklung förderlichen Möglichkeiten des Darstellendes Spiels zu nutzen. Es bietet den Schüler/-innen die Möglichkeit, mithilfe der szenischen Gestaltung Handlungs- und Verhaltensmuster für ihre eigene Wirklichkeit zu erkunden und zu erproben. Dazu greift es auf viele Handlungselemente des Theaters wie der Arbeit an Mimik, Gestik, Verwendung von Sprache und Ähnlichem zurück.
Dies soll ihnen dabei helfen, sich in unterschiedlichen Situationen bestmöglich präsentieren zu können und jegliche Formen von Inszenierung – etwa auch in den Medien – zu erkennen und zu analysieren. Diese erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten sind auch in anderen Bereichen anwendbar, wie z.B. bei der Vorbereitung eines Referates, einem Vortrag oder einer Rede. Somit erwerben die Schülerinnen und Schüler ein Verständnis für Inszenierung und Theatralität, wodurch sie ebenso lernen, öffentliche und mediale Inszenierungen zu beurteilen und mit Theater, Film und Fernsehen reflektiert umzugehen.
Es gibt einige Schulabgängerinnen und -abgänger, die mittlerweile an Schauspiel- oder Musicalschulen studieren. Dies ist ein schöner Erfolg, jedoch hat das Fach ein noch größeres Ziel erreicht, wenn ein vorher vielleicht zurückhaltender Schüler von sich behaupten kann, es mache ihr / ihm nichts mehr aus, vor einer Gruppe zu stehen und dort etwas mit Überzeugung und Leidenschaft zu präsentieren.
Der zweite große Bereich besteht darin, das Fachwissen der Schülerinnen und Schüler zur jahrhundertealten Theaterkultur zu schulen und sie zu fachkundigen und interessierten Teilnehmern und Teilnehmerinnen der heutigen und zukünftigen Theaterkulturlandschaft auszubilden.
Was erwartet unsere Schülerinnen und Schüler im Unterricht?
Unterrichtsstunden werden meistens durch ein sogenanntes „Warming-up“ eingeleitet, bei dem durch Spiele und verschiedene Übungen Körper und Geist auf das nachfolgende, projektartige gestalterische Arbeiten eingestimmt werden sollen.
Es wird dann in den meisten Fällen eine Gestaltungsaufgabe geben, eine Präsentation und eine anschließende gemeinsame Auswertung.
Im Oberstufenunterricht erfolgt in der Eingangsphase eine Festigung der theaterästhetischen Mittel. Ausgehend von verschiedenen Etappen der Theatergeschichte lernen die Schüler und Schülerinnen in der Qualifikationsphase unterschiedliche Theatertheorien kennen, die sie in eigenen Szenen oft mit Aktualitätsbezug umsetzen. Mit der neuen OAVP kann DS auch mündliches Prüfungsfach im Abitur werden.
Darstellendes Spiel – Kompetenzen
Selbstkompetenz
Darstellendes Spiel bietet den Jugendlichen die Möglichkeit, sich selbst in verschiedenen Rollen zu erproben und sich eigener Vorstellungen, Motivationen und Interessen bewusster zu werden. Somit kann das Fach zur Selbstfindung und zum Abbau von Rollenfixierungen beitragen. Hier finden die Schüler einen Spielraum, in dem sie Mut zum Risiko, zum Experiment und zur Kreativität entwickeln können.
Die hierdurch erworbenen Fähigkeiten tragen zur sach- und situationsgerechten Bewältigung des Alltags und zu zukünftigen Situationen in Ausbildung und Beruf bei. Das bedeutet im Einzelnen, dass die Schüler in den Bereichen
Körper und Bewegung – Raum und Bild
- sich eigener körperlicher Anlagen und Bewegungsmöglichkeiten bewusst werden und unterschiedliche körperliche Ausdrucksformen erproben
- Gestik, Mimik und Bewegung als Gestaltungsmittel einsetzen
- unterschiedliche Orte bespielen und unterschiedliche Impulse des Spielortes wahrnehmen und umsetzen
- Positionen und Formationen im Raum erproben und umsetzen
- den bewussten Einsatz von Licht, Bühnenelementen, Kostümen, Masken, Requisiten und Medien umsetzen und begründen können
- Sprache und Sprechen trainieren und mit ihnen experimentieren
- Klang, Rhythmus und Musik als Impulse entdecken oder für ihre Inszenierungen einsetzen
Sach- und Methodenkompetenz
Im Bereich Theater begreifen, reflektieren und daran teilhaben
- sich mit dem Inhalt und der Gestaltung von Dramen und anderen Texten auseinandersetzen
- darstellerische Lösungen oder Übertragungen finden
- alternative Darstellungsmöglichkeiten erörtern
- Fachterminologie verwenden
- Regiestile unterscheiden und erproben
- Theaterepochen und Theaterformen erläutern und umsetzen
- sich insbesondere im zeitgenössischen, postdramatischen Theater Text- und Bildaussagen erschließen
- sich über fremde und eigene Darstellungen mit Kernproblemen des gesellschaftlichen Lebens auseinandersetzen
Sozialkompetenz
Für die Arbeit im Darstellenden Spiel ist eine funktionsfähige Gruppe von großer Bedeutung. Das gemeinsame Ziel erfordert Bereitschaft zur Zusammenarbeit und Rücksichtnahme. Unabhängig von den jeweiligen Inhalten, mit denen sich die Gruppe bei ihrer Arbeit auseinandersetzt, fördert das Fach in jeder Arbeitsphase die Kommunikations- und Teamfähigkeit. Das bedeutet im Einzelnen, dass die Schüler
- gemeinsame Problemstellungen finden und bearbeiten
- soziale und kulturelle Unterschiede in der Gruppe wahrnehmen und akzeptieren
- sich mit individuell unterschiedlichen Verhaltensmustern auseinandersetzen
- das Verhalten anderer im Spiel wahrnehmen und darauf eingehen
- die eigene Darstellung als Teil eines Ganzen begreifen
- anderen konzentriert zuschauen und zuhören
- eigene Vorstellungen einbringen und andere davon überzeugen
- Ergebnisse in der Gruppe kritisch reflektieren; Bereitschaft zeigen, Szenen zu überarbeiten
- ungewöhnliche Lösungen akzeptieren können
- in jeder Arbeitsphase zuverlässig und beständig mit den anderen zusammenarbeiten
Themen in der 6. Klasse:
Objekttheater
- vom Alltagsgestus zur Metaphorik der Dinge
- über Chaos, Ordnung und Gefühl
- vom Objekt zur Figur
Aktuelle projektbezogene Themen in der Oberstufe:
E: Grundkurs theatrale Ausdrucksformen und Stationen der Theatergeschichte
Q1: Kunst trifft Postdramatik: Installationen und Performances an Stationen nach dem Vorbild der Fluxus-Bewegung
Q1: Politische Kunst, politisches Theater. William Kentridge: WHY SHOULD I HESITATE. Umsetzungen zu politischer Kunst nach Brecht und Weiss
Q2: Theatersport und Improvisation nach Keith Johnstone
Ergebnisse aus dem Distanzunterricht während des Lockdowns:
- Keine Angst vor Überzeichnung! Bild-Inszenierungen nach dem Bildertheater von Robert Wilson
- Atmosphäre und neue Sphären: Verfremdungen im Poetischen Theater
Objekttheater in Klasse 6 zur Polyfunktionalität von Ausdrucksträgern:
- Analogien? Bikini-Frau und Großobjekt Klebebandabroller
- Objekttheater und die Kraft der Zerstörung nach Camille Boitel:
- Impressionen aus dem Bühnenkampf-Workshop mit dem Schauspieler Philipp Romann
Frau L. Stenman, Fachschaftsleitung DS
Blog für Darstellendes Spiel
Werkschau Q2

"Die Tür vor der Nase zugeknallt!?"
"In die Hand genießt!?"
"Mit vollem Mund geredet!?"
Wem kommt das bekannt vor?
All diese alltäglichen Aussagen und Situationen brachten uns letzten Sommer zu unserem Thema "Das macht man nicht!".
Wir führen unsere Ergebnisse dazu in einer kleinen Werkschau auf und laden herzlich ein. Mehr dazu erfahren Sie auf dem Plakat HIER.
Merle Kahlhöfer und Nicola Kalwa (DS Q2)
DS - Q2 präsentiert Werkschau

Einschränkungen - inzwischen ein allgegenwärtiger Begriff für uns alle. Doch wirken sich die Folgen der Corona-Pandemie auf jeden Alltag gleich aus?
Wohl kaum: Den Einen trifft ein Schicksalsschlag nach dem anderen, der Nächste schlürft genüsslich Champagner auf seiner Yacht.
Eine kontrastreiche, mit Metaphern und Sinnbildern gespickte Werkschau führte der DS-Kurs der Q2 unter der Leitung von Frau von der Heyde am vergangenen Montag bei uns in der Pausenhalle auf. Im Wechsel mit musikalischen Einlagen an Klavier und Gitarre von Solisten aus allen Oberstufenjahrgängen zeigten die Schülerinnen und Schüler ihre im Lockdown erarbeiteten Szenen - inhaltlich brandaktuell, theoretisch basierend auf den Theatertheoretikern Shakespeare, Brook, Stanislawski und Boal. Rhythmische Geräusche verdeutlichten Emotionen, ganz im Stil von Peter Brook, die Sprache Shakespeares diente als Stilmittel, um den gesellschaftlichen Kontrast innerhalb der Pandemie zu untermauern und Stanislawskis Naturalismus bildete die Grundlage der Trauer eines Jungen um seinen Großvater, sodass sich jeder Zuschauende mindestens ein Mal selbst in dieser facettenreichen Darstellung unseres doch so absurden Alltags wiedergefunden haben wird.
Der Kurs war zufrieden, in diesem Rahmen einmal wirklich auf die Bühne treten zu können, auch wenn einiges noch weiterer Proben bedurft hätte. Es gab viel Applaus vom Publikum, das größtenteils aus Gästen der Akteure sowie aus DS-Schülerinnen und -Schüler anderer Kurse bestand.
Maks Rießen Q2
Ergebnisse des Faches Darstellendes Spiel während des ersten Lockdowns
Am Leibniz gibt es seit ungefähr einem Jahrzehnt Theaterunterricht als Bestandteil kultureller Bildung. Während Darstellendes Spiel im Präsenzunterricht von der Dynamik und Interaktion unseres Klassenensembles lebt, waren unsere Schüler während des Lockdowns im Selbststudium und im Ausprobieren zuhause gefordert. Passende Aufgaben zu finden, war für uns Lehrkräfte ein Novum. Unser Ziel war es in dieser besonderen Situation das Kreative und Körperliche des Faches für die SchülerInnen erfahrbar zu machen, weil sie wegen der vielen kognitiv-analytischen Arbeit via Bildschirm in den anderen Fächern doch ggf. das Bedürfnis nach Abwechslung hatten.
Unsere einfallsreichen Sechst- und Achtklässler schauten z.B. unterschiedliche Ausschnitte des Regisseurs Robert Wilson, der als wichtigster Vertreter des sog. Bildertheaters gilt. Die Aufgabe war ein überzeichnetes Foto von sich selbst aufzunehmen, das in seinem Ausdruck möglichst weit von der Realität entfernt sein sollte. Wer konnte und wollte, wurde motiviert sich auch im Stile der Darstellenden im Bildertheater zu schminken.
Eine junge Schauspielerin als Marionette
…intuitiv im Sinne von Edward Gordon Craig: Es versteht sich daher von selbst, daß zur erschaffung eines kunstwerks nur mit den materialien gearbeitet werden darf, über die man planend verfügen kann. Der mensch gehört nicht zu diesen materialien. […]Der schauspieler muß das theater räumen, und seinen platz wird die unbelebte figur einnehmen – wir nennen sie die über-marionette. (Edward G. Craig: DER SCHAUSPIELER UND DIE ÜBER-MARIONETTE, 1908)
Das Kaninchen hat es übrigens gut überstanden. Es wurden keine Verhaltensauffälligkeiten festgestellt.
Eine weitere Darstellerin hat das Spiel mit Farben und Kontrasten verinnerlicht und mit den zuhause verfügbaren Mitteln dieses Bild gestaltet.
Rot. Schwarz. Angst. Das Kinderzimmer ist verschwunden.
Hollywood …how did I get to Hollywood? By train. (John Ford)
“Ein beliebter Ausdruck für die Arbeit des Schauspielers ist: in seine Rolle hineinschlüpfen. Ein besserer Ausdruck wäre: aus seiner Rolle herausschlüpfen.“ (Edward Gordon Craig)
Hier hat ein Schüler seine Gedanken zu dem Corona-Virus und seinen Auswirkungen für die Kultur originell verarbeitet.
Eine andere moderne Theaterform ist das Poetische Theater. Genau wie bei Gedichten sind hier die Zeichen verdichtet und auf die Vermittlung einer Atmosphäre ausgelegt. Neue Räume, auch in der Natur, die Bedeutung von Licht und die Umdeutung von Objekten haben unsere jungen Bühnen-Poeten in einzelnen Fotografien festgehalten:
Liebe SchülerInnen, bitte bleibt auch im zweiten Lockdown so ideenreich! Wir haben uns über jeden eurer Beiträge sehr gefreut.
Eure Fachschaft Darstellendes Spiel
DSP-Workshop "Bühnenkampf"
Wovon handeln wohl die meisten Theaterstücke? Bestimmt sagen jetzt viele: „Von der Liebe“. Alle anderen würden sicherlich antworten, dass es doch wohl eher um Konflikte, um Mord und Totschlag geht.
Weil beides wahr ist, durften die Schüler/-innen der Kurse Darstellendes Spiel aus den Jahrgängen E und Q1 am 5.2.2020 einen Workshop „Bühnenkampf“ besuchen. Hierzu hatten wir uns den Schauspieler Philipp Romann aus Berlin eingeladen, der uns wichtige Tipps und Tricks verriet, damit alles von Ohrfeige bis zur großen Prügelei auf der Bühne echt aussieht und dennoch für alle Beteiligten schmerzfrei ausgeht.
Wie viel Spaß wir dabei hatten, könnt ihr auf den Bildern sehen.
K. Krtschil
DS-Werkschau
Am vergangenen Dienstag brachten SchülerInnen aus Q1 und Q2 in 7 Szenen Ergebnisse aus dem DS-Unterricht in einer Werkschau auf die Bühne. Während der Q1-Kurs die Aufgabe hatte, die Moral eines Kinderbuches szenisch darzustellen, konnten die Q2-Schüler zum Abschluss ihrer DS-Zeit ihr Thema selbst wählen.
Ob im Prinz im Pyjama, Blauland oder Der Löwe im Zoo - die Aussagen der Kinderbücher kreisen sich im Prinzip um Freundschaft, dem Wunsch, akzeptiert zu werden, so, wie man ist, um dadurch in der Gruppe angenommen zu sein. Bunte Bilder der Bücher erscheinen auf der Großleinwand und die SchülerInnen spielen kurze Sequenzen mit wenig Worten, eher mit Bewegung, starker Mimik und teilweise mit Musik. Auf diese reduzierte Darstellung muss man sich erst einstellen, es gelingt zunehmend bis die längeren Szenen aus Q2 einen etwas intensiver in ihre Themen abholen. Leichte Kost ist es nicht – ganz anders als die Improshow der MitschülerInnen vor 3 Wochen.
Die Themen sind bewegend. Während die erste Gruppe die Handwerkerszene aus Shakespeares Sommernachtstraum in eine heutige Szene um Drogen und Sorgerechtsstreit um das Kind modernisiert, wählte die zweite Gruppe nach dem Durchblättern vieler Zeitschriften das Thema Tod und thematisiert den individuellen Tod gegenüber dem Massensterben bei einer Flugzeugkatastrophe.
Die Szenen sind komplett selbst geschrieben und mit theatralen Mitteln versehen. Auch hier steht die Sprache weniger im Fokus, um nicht zu dialoglastige Passagen zu haben. In der Gruppen wirkt ein Freeze, chorisches oder stummes Sprechen unterstützt mit Lichteffekten aussagekräftig und bühnenwirksam. Schließlich ist die letzte Inszenierung des Abends der Höhepunkt. Zwei Abiturientinnen setzen sich mit dem Thema „Perfekt sein“ auseinander. Ihre Szene ist mal ein Miteinander, mal ein Gegeneinander am Schminktisch, sie diskutieren, streiten, buhlen umeinander, neiden einander, tanzen, singen – immer auf der Suche nach sich selbst. Die schauspielerische Leistung ist fulminant!
H. v. d. Heyde