Sonnenflug der ISS
Von ISS bis Polarlichter: Gemeinsam auf dem Schulhof die Internationale Raumstation vor der Sonne beobachten und in den Ferien den Nachthimmel erkunden
Donnerstag, 17.10.2024, 12:00 Uhr. Mitten in den letzten Minuten der fünften Stunde füllt sich plötzlich der Schulhof des Leibniz-Gymnasiums mit neugierigen Schülerinnen und Schülern aus den Klassen 5a und 7a – eine Menschentraube entsteht um ein Teleskop, das Herr Heyer am helllichten Tag gen Himmel gerichtet hat.
Auf der einen Seite des Teleskops prangt vor der Objektivlinse ein Sonnenfilter, auf der anderen Seite ist anstelle eines Okulars eine Kamera installiert, aus der nach nur einer Minute eine Speicherkarte in einen Laptop wandert, um aufgenommene Fotos zu betrachten. Was war passiert?
Bildunterschrift: Die Klassen 5a und 7a versammeln sich um das Teleskop von Herrn Heyer
Die etwa 100 m lange und 80 m breite internationale Raumstation (ISS) umrundet in etwa 420 km Höhe unseren Planeten einmal alle 90 Minuten. Ab und zu kann man sie mit bloßem Auge nachts dabei beobachten, wie sie heller als jeder Stern am Firmament durch den Nachthimmel flitzt, während sie mit ihren Solarmodulen das Licht der Sonne reflektiert (dazu später mehr). Seltener lässt sich ein anderes Phänomen beobachten: Die ISS schiebt sich beim Umrunden der Erde direkt vor die Sonne oder den Mond; mit einem Teleskop und einer Kamera lässt sich dieses Schauspiel, das nur etwas mehr als eine Sekunde dauert, einfangen: Ein kleiner schwarzer Punkt fliegt durch das vergrößerte Abbild des entsprechenden Himmelskörpers – bei besonders klarem Himmel mit wenig Luftturbulenzen lässt sich sogar die Struktur der ISS mit ihren großen Solarmodulen erkennen – ziemlich beeindruckend, wenn man bedenkt, dass sie über 400 km von uns entfernt ist – das fanden auch die Klassen 5a und 7a.
Die ISS zieht vor der Sonne entlang (2024, aufgenommen vom Schulhof des Leibniz-Gymnasiums) – und vorm Mond (2022, Hey)
Lust bekommen, den Himmel selbst ein wenig zu erforschen? Mit ein paar smarten Tools kann man in den Herbstferien viele spannende Phänomene im Nachthimmel beobachten:
DLR_next:
Die App DLR_next vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) richtet sich gerade an jüngeres Publikum, das den Nachthimmel erforschen möchte und ist im Play Store (Android) sowie im App Store (iOS) erhältlich. Unter anderem kann sie vorhersagen, wann man die ISS nachts mit bloßem Auge, heller als jeder Stern leuchtend, am Nachthimmel sehen kann und hilft einem beim Finden der 100 hellsten Sterne am Nachthimmel.
Mit etwas Glück lassen sich auch hier Polarlichter am Himmel beobachten, wie hier am Strand in Niendorf (10.10.2024, Hey)
Polarlicht-Vorhersage:
Die Sonnenaktivität nimmt in 11-jährigen Zyklen zu und wieder ab – momentan steigt sie an, bis sie nächstes Jahr ihr Maximum für den aktuellen Zyklus erreichen wird. Das Ergebnis der hohen Sonnenaktivität sieht man immer wieder auf eindrucksvollen Aufnahmen, die zauberhafte Polarlichter zeigen. Oft ist dieses Himmelsphänomen Menschen vorbehalten, die im hohen Norden leben, aber mit steigender Sonnenaktivität verirren sich die Nordlichter momentan immer häufiger auch in unsere Breitengrade. Apps wie die Polarlicht-Vorhersage, erhältlich im Play Store (Android) und im App Store (iOS), können einem per Push-Benachrichtigung mitteilen, wenn die Chance, abends Polarlichter zu beobachten, hoch ist. Mit viel Glück kann man das Himmelsspektakel mit bloßem Auge sehen. Meistens sieht man außer einem milchigen Schimmer jedoch recht wenig – es lohnt sich also, eine Smartphone-Kamera im Nachtmodus oder noch besser eine Digitalkamera mit Stativ aufzustellen und 10 Sekunden lang zu belichten – das Foto oben stammt nämlich nicht etwa aus Island oder Norwegen, sondern wurde vor wenigen Wochen hier in Niendorf aufgenommen!
Transit Finder:
Die Website transit-finder.com erlaubt es allen, die ein Teleskop mit Kamera ihr Eigen nennen, herauszufinden, wann man die ISS vor der Sonne bzw. vor dem Mond sehen kann. Sekundengenau sagt sie einem für den eigenen Standort vorher, wann es zu einem sogenannten Transit kommt. Zehn Kilometer weiter nördlich oder südlich könnte man das schon nicht mehr sehen, daher ist es wichtig, den korrekten Ort anzugeben.
Mit diesem Teleskop lässt sich vom Schulhof des Leibniz-Gymnasiums die 400 km entfernte internationale Raumstation beobachten.
Daniel Heyer (Physiklehrer)